CONSTRUCTIVA CREATIVO- Der Ausstieg aus der Tragödie
Die Tragödie (oder das Trauerspiel) gilt als die höchste Form des Dramas. Sie ist eng verbunden mit dem Begriff des Tragischen.

Gegenstand der Dichtung ist die Tragik, die entsteht, wenn der Mensch in einen unlösbaren Konflikt zwischen zwei Mächten verwickelt wird, in dem er sich für eine entscheiden muss, obwohl er beiden zuneigt, beide für wertvoll hält. Es kann sich um die Kollision von zwei weltlichen Mächten (Konflikt der Pflichten) oder einer weltlichen und einer überweltlichen (Gott-Mensch-Konflikt) handeln, es können zwei gleichberechtigte ethische Normen zusammenprallen (Konflikt zwischen Notwendigkeit und Freiheit); der Held kämpft für eine Seite, wird zwangsläufig schuldig, weil die andere Seite ebensolches Lebensrecht hat, von ihm aber bedroht oder geschädigt wird. Am Ende unterliegt der Held; er muss nicht sterben, er kann auch seelisch zusammenbrechen. Auf den tragischen Untergang hin ist die Tragödie aufgebaut, der Verlauf ist unaufhaltsam und notwendig.

Seit Aristoteles fragt man nach den Regeln der Tragödie, und seither wandeln sich die Antworten. Die konzentrierteste Formulierung des klassischen Begriffs von tragisch stammt von Goethe: »Das Tragische beruht auf einem unausgleichbaren Gegensatz.«

Je tiefer das Leid des Helden, um so größer die Wirkung der Tragödie, deren Ziel die Erschütterung des Zuschauers ist. Diese ergibt sich aus dem Bezug zu unserer Welt: Auch wir könnten in einer gleichen Situation so handeln, auch wir sind bedroht.

Doch wer ist der Zuschauer bei der Tragödie der Menschen? Es kann einen Wendepunkt für den Helden geben, in dem er seine Krise begreift und diese als solche annimmt.